Mistake, error, slip – es gibt viele Möglichkeiten, im Eifer des Wortgefechts „danebenzugreifen“ und falsche Formulierungen zu wählen. Gerade im Fremdsprachenunterricht, wenn das Sprachwissen noch auf wackligen Beinen steht, sind Fehler eher die Regel als die Ausnahme. Die Versuche, sie zu beheben, nehmen viel Raum im Unterricht ein. Der Kern des Problems: längst nicht jede Korrektur greift, manche Fehler wie- derholen sich immer wieder – eine Erfahrung, die Schüler und Lehrer oft frustriert. Trotzdem legen Volksmund und Fremdsprachendidaktiker nahe, dass man am besten aus den eigenen Fehlern lernen kann. Wie passt das zusammen?
„Es ist wichtig, dass die Schüler frei sprechen und sich etwas trauen. Dabei dürfen sie Fehler machen, denn die gehören zum Lernprozess absolut dazu – muttersprachliche Kinder machen das auch.“ „Wann führt Korrektur zum Lernen?“
1. Wann immer es sich einrichten lässt, sollten die Schüler Gelegenheit erhalten, ihre Fehler selbst zu entdecken – dann ist der Lerneffekt am größten.
2. Es ist hilfreich, die Schüler zu einem kreativen, mutigen Umgang mit der Sprache zu motivieren. Der Grund: Mutige Schüler machen zwar Fehler, lernen aber meistens auch schneller dazu als diejenigen, die aus Angst vor Fehlern nur wenige kurze Sätze produzieren.
3. Bei mündlichen Aufgaben gilt: Inhalt vor Form. Das heißt, dass Korrekturen nie den inhaltlichen Zusammenhang unterbrechen oder übergehen sollten.
4. Leitfrage bei jedem Fehler: „Ist die Kommunikation gefährdet?“ Wenn ja, sollte eine Korrektur erfolgen. Wenn nicht, ist – je nach Übungskontext – nicht immer eine Korrektur nötig.
5. Eigene Fehler sind besonders schwer zu entdecken: Anders sieht es aber mit denen der Mitschüler aus – ein guter Grund, häufiger auf peer correction zu setzen, zumindest schriftlich. Mündlich ist Vorsicht geboten: Zu harsche Kritik der Mitschüler kann bloßstellend wirken.
6. Auf die Diagnose kommt es an: Bei vielen Fehlern liegt eine
Fossilisierung vor, der Lernprozess ist hier zum Erliegen gekommen. Ihn wieder aufzunehmen erfordert gezielte Bewusstmachungsübungen – allerdings keine stumpfen pattern drills!
7. Bei hartnäckigen Fehlern hilft nur eins: Durchatmen und gelassen bleiben – und vielleicht den Blickwinkel wechseln: Viele dieser Fehler, zum Beispiel das fehlende „s“ in der 3. Person Singular und falsche Zeitformen in If-Sätzen, beeinträchtigen die Kommunikation nicht. Auch wenn es langfristig wünschenswert ist, sie zu beheben, hat ihre Korrektur nicht oberste Priorität.
8. Nicht nur auf die Fehler fokussieren, sondern möglichst ein allgemeines Feedback geben: Besonders gelungene Ausdrücke sollten ein ebenso wichtiger Bestandteil der Rückmeldung an den Schüler sein.
9. Die meisten Eltern haben in ihrer eigenen Schulzeit einen rigoroseren Umgang mit Fehlern kennen gelernt. Damit die Schüler keinen widersprüchlichen Erwartungen in Schule und Elternhaus ausgesetzt sind, ist es hilfreich, die Eltern von Anfang an ins Boot zu holen und ihnen den Umgang mit Fehlern und die Bewertungskriterien zu erklären.